Freitag, 24. Juni 2011

... Schwaben! „Herrgottsbscheißerle“ und Kehrwoche

Den Bewohnern des Schwabenländle wird ja nun so manches nachgesagt. Geizig seien die, wie die Schotten und richtiges Hochdeutsch „kennen’s“ auch nicht...
Doch auch eingefleischte Schwabenfans müssen schmunzeln, wenn man in heimischer Mundart die Geschichte der Maultaschen vorgetragen bekommt. Die findigen Schwaben wollten nämlich auch während des Fastengebots nicht auf Fleisch verzichten und versteckten es deshalb im Nudelteig. Die so genannten „Herrgottsbscheißerle“ waren geboren.
Und noch ein eigentümlicher Brauch zaubert Nichtschwaben ein Lächeln ins Gesicht, wenn man in seinem Mietshaus nicht gerade selbst davon betroffen ist. Die so genannte „Kehrwoche“ hat eine wirklich lange Geschichte. So war schon im Stuttgarter Stadtrecht des Jahres 1492 folgende Anweisung vermerkt:
Damit die Stadt rein erhalten wird, soll jeder seinen Mist alle Wochen hinausführen, (…) jeder seinen Winkel alle vierzehn Tage, doch nur bei Nacht, sauber ausräumen lassen und an der Straße nie einen anlegen. Wer kein eigenes Sprechhaus (WC) hat, muss den Unrath jede Nacht an den Bach tragen“.


(Wikimedia Commons, Urheber: WiseWoman)

Noch heute ist die Kehrwoche ein wichtiger Bestandteil nicht nur des schwäbischen Lebens. In den meisten Fällen ist sogar im Mietvertrag geregelt, welche Partei wann den Gehsteig zu fegen, den Winterdienst zu übernehmen und das Treppenhaus zu putzen hat. Ein Schild kündigt dabei oft unübersehbar die Zuständigkeiten an, oft hängt auch eine deutlich sichtbare Hausordnung im Treppenhaus
Dass die Süddeutschen über einen gesunde Portion Humor verfügen, zeigt auch die Anzeige eines schwäbischen Volkshochschulleiters. Er schrieb spaßeshalber den Kurs „Kehrwoche für Nichtschwaben“ aus und schaute wahrscheinlich nicht schlecht, als er auf den als Aprilscherz gedachten Anzeigentext über 40 Anmeldungen erhielt.
Wegen der großen Nachfrage wurde aus Spaß sauberer Ernst und nach erfolgreich absolviertem Kompaktkurs kümmern sich Schwaben und Nichtschwaben nun gemeinsam in bester Tradition um ihren und anderen Dreck.