Montag, 7. Mai 2012

...verliebten Kölner!

Tausende von Vorhängeschlössern zieren seit Mitte 2008 die Kölner Hohenzollernbrücke. Man darf sich wundern warum! Doch die Erklärung ist romantisch, aber auch irgendwie kitschig. Denn die Schlösser werden von verliebten Pärchen angebracht, die damit ihre „Ewige Liebe“ symbolisieren wollen. Herzchen mit Namen in Baumrinde oder eine Parkbank ritzen ist nicht mehr, heutzutage bevorzugen Paare die für die Finger unblutigere Variante der Stahlliebesschlösser. „Tini und Sören“, „Bernd und Thomas“ und „Alex und Jana“ waren schon da. Woher dieser neumodische Brauch nun stammt ist bisher leider noch unklar. Die Vermutungen gehen allerdings in Richtung Italien. In Rom ist es nämlich üblich, dass Absolventen der Sanitätsakademie ihre Spind-Schlösser an den Brückenlaternen der Milvischen Brücke anbringen und den Schlüssel dann in den Tiber werfen.
Klar ist jedenfalls, dass sich diese Art des Liebesbeweises rasend schnell in Europa ausbreitet. In Paris, Pecs (Ungarn), Salzburg, Frankfurt und München behängen Liebespaare mittlerweile auch Brücken mit den „Schlössern der Liebe“. Der „Wallfahrtsort für Verliebte“ in Deutschland ist und bleibt allerdings Köln. Selbst auf Facebook gibt es schon einige Liebeschlösser-Köln-Gruppen und auch die Band „Die Höhner“ hat diesem Brauch bereits ein Lied gewidmet. So heißt es darin u.a.:
Komm sei die Königin in meinem Königreich
ich schenke dir heut' ein Schloss am Rhein
Es ist ein neuer Brauch
er bringt uns beiden Glück
so ein Schloss kann jeder seh'n
und der Dom gibt Acht darauf
Züge kommen und geh'n
Ich schliesse unser Schloss
am Brückengitter an
und es ist doch nicht allein
Gemeinsam werfen wir den Schlüssel
in den Rhein hinein

("Schenk mir dein Herz" Die Höhner)
Schlossverkäufer, Gravurfirmen und sogar Online-Shops freuen sich natürlich über dieses neue Ritual. Schlösser gibt es in allen Preisklassen. Die kleinste und günstigste Variante mit Gravur ist online schon für 9,90 € zu haben. Aber nicht nur Paare bringen Schlösser an, um sich der ewigen Liebe und Glücks sicher zu sein. Es gibt sogar sogenannte Familiensets: ein großes Schloss für Mama und Papa und bis zu 3 Mini-Schlösser für die lieben Kleinen. Mit Hochzeits- sowie Geburtsdatum der Kinder versehen verewigen sich so ganze Familien an den Brückengittern Europas.

flickr.com by mattschmi

Aber nicht alle sind von dem Brauch überzeugt. So wollte die Deutsche Bahn (Eigentümerin der Hohenzollernbrücke) die Schlösser entfernen lassen. Heftige Proteste bewegten die Verantwortlichen bei der Bahn allerdings zum umdenken. So lange keine Gefahr für Passanten und die vorbeirasenden Züge bestünde, würden die Schlösser auch nicht entfernt werden. In anderen Städten Deutschlands oder Europas ist man nicht so nachsichtig wie in Köln. So wurden beispielsweise in Salzburg alle Schlösser vom Zaun des Markartstegs entfernt und in Berlin sowie Venedig ist es strengstens verboten Schlösser an Brücken anzubringen – dies wir im Zweifelsfall mit Strafen bis zu 3.000€ geahndet. Die Argumente gegen die Schlösser sind: Rostschäden und sogar Einsturzgefahr von Brückenlaternen – wie es bereits in Rom geschah. Rechtfertigungen dafür sind sicherlich der Tourismus, denn manche Paare kommen gar ein zweites oder auch drittes Mal in die Stadt, um zu sehen ob ihr Liebesbeweis noch hängt. Ob ein Stahlschloss an einem Brückengitter der Garant für die ewige Liebe ist, sei einmal dahingestellt, aber dennoch ist die Vorstellung, dass ein kleines Schloss Glück und Liebe für die Ewigkeit bringen soll romantisch und schön. Hier spinnen wohl nicht nur die Kölner, sondern alle verliebten Paare weltweit!